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Ulrike Mohr (D)

MEIN DADA

Ulrike Mohr arbeitet seit vielen Jahren mit einem außergewöhnlichen Material, der Kohle...

Ulrike Mohr köhlert die von ihr gefundenen oder geformten Holzobjekte in der Regel selbst und führt so das Köhlern, ein traditionelles, vom Aussterben bedrohtes Handwerk, in die zeitgenössische Kunst ein. Kohle wiederum ist ein Material, dem eine Zeitlichkeit per se innewohnt: Ihr früheres (organisches) Leben bleibt lesbar, doch nach ihrer Umwandlung in ein anorganisches Objekt ist sie für die Ewigkeit in diesem seltsamen, schwarzen und leichten Zustand fixiert.

Im französischen Diois köhlert Ulrike nicht selbst. Stattdessen begibt sie sich mehrmals in den abgebrannten Wald des benachbarten Romeyer, wo die jungen Pflanzen einen starken Kontrast zu den verbrannten Bäumen bilden, von denen oft nur ein dünner menetekelhafter Stamm oder ein schwarzes Loch in der Erde übrig blieb. Ausgestattet mit einem Anzug aus weißem Leinen lässt die Künstlerin diese "übergroßen Kohlestifte" auf der Leinwand zeichnen; außerdem nutzt sie die verbrannten Bäume als Frottagefläche.

Ulrike sammelt auch verkohltes Material, um zu zeichnen - nicht im Atelier, sondern im Freien, wo der Regen als Co-Autor eines abstrakten Tagebuchs fungiert. Auf weniger konzeptuelle Weise vergnügt sie sich während der vielen Regenstunden mit experimentellen Zeichnungen aus Graphit, Stein und Regen - ihr DADA in Die.

Für ein anderes Tagebuch verwendet Ulrike keine Kohle, sondern Kohlepapier, das sie auf all ihren Reisen sammelt. Die Künstlerin bereitet große Millimeterblätter mit diesem selbstdurchschreibenden Papier in Blau oder Schwarz vor, um eine Reihe von automatischen Zeichnungen anzufertigen. Wenn sie an ihrem Schreibtisch sitzt, macht sie Kritzeleien, immer auf demselben Abdeckpapier, so dass sie nicht sieht, was unter dem Kohlepapier gedruckt wird.

Diese Serie hängt in der Ausstellung vor dem Hintergrund einer anderen spontanen Arbeit 7 Jahre / 7 ans, für die Ulrike die Nagelspuren, die sich in sieben Jahren des Hängens an der Wand von DIEresidenz angesammelt haben, miteinander verbunden hat. Eine sehr zeitgenössische Vanitas!