Lucie Chaumont (F) und Nadine Allibert (F)
The living has no borders
La Perruque (Lucie Chaumont und Nadine Allibert) zeigt in der Ausstellung "The living has no borders", was das Duo von seinem Aufenthalt in Berlin in den Lichtenberg Studios mitgebracht hat. Das Projekt, das sich um den Fuchs in der Großstadt auffächert, umfasst Plakate, eine Diashow, eine riesige Maske und ein Performance-Video.
Es ist eine Weile her, dass Lucie und Nadine in einer Metropole gelebt haben. Daher suchten sie während ihrer einmonatigen Residenz in Berlin intuitiv nach Grünflächen: Parks, Wäldern, Baulücken und Kleingärten. Wie Fährtenleserinnen folgten sie den Spuren des Lebens in der Stadt und dokumentierten diese in Fotografien. In einer Diashow zusammengefasst, zeigen diese Bilder Spuren, die aufgrund wiederholter Passagen entstanden sind: Trampelpfade von Tieren? von Menschen? Außerhalb des offiziellen Pfades oder wie die Amerikaner sagen würden: Lucie und Nadine haben „desire paths“ gesammelt, Pfade des Begehrens, der Träume, des Wilden.
Als Symbol für das Wilde in einer heutigen europäischen Metropole wählten die beiden Künstlerinnen den Fuchs, ein Tier, dem viele BerlinerInnen bereits in der Stadt begegnet sind, selbst in den zentralen Bezirken. Bei ihren Recherchen fanden Lucie und Nadine einen Fragebogen über die Rückkehr des Fuchses in die Stadt, in dem Verhaltensregeln für den Umgang mit diesem Tier aufgeführt sind. Sie wählten die ambivalentesten Fragen aus und brachten sie dann im öffentlichen Raum auf Gittern und Zäunen an, die Kleingärten, Brachland oder Durchgänge abgrenzen. Wie verhält man sich, wenn man auf etwas Fremdes stößt? Fremd in Bezug auf seinem Garten, sein Eigentum, sein Land? Die Künstlerinnen hinterfragen Grenzen und stellen fest, dass man das Leben nicht aufhalten kann, sei es menschlich oder viral.
Auf einer Brachfläche in der Nähe eines Bahnhofs realisierte und filmte das Duo eine Performance oder besser künstlerische Aktion. Mit einer großen Fuchsmaske auf dem Kopf hält eine der Künstlerinnen ein Schild mit der Aufschrift "UMWELT" in der Hand. Lucie und Nadine beziehen hier sich auf das philosophische Konzept von Jakob von Uexküll, der Umwelt als die sensorische Umgebung beschrieb, die einem Individuum oder einer Spezies eigen ist: seine "eigene Welt".
Der für das Video ausgewählte Rahmen enthält mehrere Ebenen von Leben, überlagerte Welten: die Natur mit ihren Pflanzen, Insekten und Tieren, die Halb-Fuchs-Halb-Mensch-Figur, mehrere Ebenen von Menschen, unterwegs, am Bahnhof, mit Fahrrad, Zug, Flugzeug. Diese Aktion, die einem Umweltprotest ähnelt, könnte unseren Blick auf die "Welt" "um" uns herum sensibilisieren, selbst wenn sie über unsere eigene Ebene hinausgeht. cb