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DIEresidenz Berlin ist ein feministisches Residenzprogramm, das ausdrücklich Bildende Künstlerinnen mit Kind/Kindern anspricht und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.

DIEresidenz Berlin bietet Künstlerinnen mit Care-Arbeit einen Monat lang einen eigenen Raum (Virginia Woolf), in dem sie sich abseits des Familienalltags auf ihre künstlerische Arbeit fokussieren können. Idealerweise würde diese Residenz künftig von einem mindestens einjährigen Wiedereinstiegsstipendium begleitet, um die Rückkehr in den Beruf nachhaltig zu unterstützen. DIEresidenz Berlin ist ein Produktions- und Ausstellungsort und soll Künstlerinnen mit Care-Aufgaben eine Sichtbarkeit geben.

       A u f e n t h a l t       

Die vierwöchigen Residenzen bei DIEresidenz Berlin können mit oder ohne Begleitung von (dem) Kind(ern) angetreten werden. Die Künstlerinnen entscheiden sich zum Zeitpunkt der Bewerbung für eine der beiden Optionen. Es besteht keine Aufenthaltspflicht an den Wochenenden, sodass ein gewohntes Familienleben am Wochenende weiterhin möglich ist.  

Bei Mitnahme des Kindes ist eine Betreuungsperson (Partner, Großeltern, Pate/in) ausdrücklich willkommen, denn so fühlt sich das Kind in der Regel am wohlsten und die Künstlerin kann leichter arbeiten. Anderenfalls wird die Künstlerin bei der Organisation der Kinderbetreuung vor Ort unterstützt und Kontakte zu Kitas oder Schulen werden hergestellt.

       R a h m e n       

DIEresidenz Berlin stellt für die Residentinnen ein Atelier sowie ein Apartment inklusive aller Betriebs- und Verbrauchskosten bereit. Die räumlichen Gegebenheiten ermöglichen die Mitnahme von Familienangehörigen. Babybett, Kinderstuhl, Spielzeug und Bücher sind vorhanden. Anfallende Reise- und Produktionskosten werden von DIEresidenz Berlin übernommen bzw. Drittmittel gemeinsam mit den Künstlerinnen eingeworben. 

In der Anfangsphase des neuen Programms wendet sich die neue Residenz aus Budgetgründen insbesondere an Künstlerinnen aus Berlin, die aufgrund ihrer Eltern- und Erziehungszeit ihr Atelier aufgegeben haben und bei DIEresidenz Berlin einen temporären Arbeitsort finden, aber auch erneute Sichtbarkeit durch die abschließende Ausstellung. Perspektivisch ist ein Katalog zu jeder Residenz geplant, in Anlehnung an die Kataloge des Goldrausch Künstlerinnenprogramms. 

       E x p e r t i s e      

Als Satellit der 2018 gegründeten DIEresidenz in Die, Frankreich, startet DIEresidenz Berlin nicht bei Null, sondern kann auf den Erfahrungen aus sieben Sommerresidenzen für Künstlerinnen mit Kind(ern) aufbauen. Ehemalige Stipendiatinnen sind Alex Tennigkeit, Nicole Bianchet, Catherine Rose Evans&Piotr Pietrus, Hannah Goldstein&Claudia Balsters, Caroline Krystecki und Paulette Penje.  

Die Kuratorin Conny Becker entwickelte DIEresidenz Berlin im Austausch mit ihren Netzwerkpartnerinnen von fair share! Sichtbarkeit für Künstlerinnen (Berlin), Mehr Mütter für die Kunst (Hamburg), K&K – Bündnis Kunst und Kind (München) sowie dem Caring Culture Lab (Freiburg), um Kriterien für neue familienfreundliche Programme aufzustellen.  

        N o t w e n d i g k e i t[i] 

Mit einsetzender Elternschaft oder einer vergleichbar intensiven Pflegetätigkeit verringert sich in der Regel die Kompatibilität der Lebenssituation der involvierten Künstlerinnen und Mechanismen der klassischen künstlerischen Karrierebildung: Die unter Künstlerinnen, deren Auskommen in nur wenigen Fällen durch die eigene künstlerische Produktion gesichert ist, verbreitete Doppelbelastung von Lohnarbeit und künstlerischer Arbeit wird zu einer Dreifachbelastung mit erheblich reduzierten Zeitfenstern und folglich eingeschränkter Produktivität.

Verschobene Alltagsrhythmen kollidieren mit dem Timing üblicher Branchenveranstaltungen und beeinträchtigen Präsenz und Networking. Fortgeführt über den meist relativ lange währenden Zeitraum der intensiven, sorgebedingten Begleitung von Kindern oder anderen zu pflegenden Personen hinweg, drängen jene Beeinträchtigungen viele Künstlerinnen über kurz oder lang aus der Branche – betroffen von diesen Mechanismen sind, bestehender Ungleichheiten wegen (Gender Pay/Show/Care Gaps), im besonderen Frauen.  

Um genannten Künstlerinnen den Wiedereinstieg in den Beruf oder auch die Festigung des künstlerischen Standings in der Branche nach einem durch intensive Sorgearbeit geprägten Zeitraum zu ermöglichen, ist eine längere Phase des konzentrierten Arbeitens sowie des Reaktivierens der Branchenkontakte notwendig.        

 



[i] Situationsbeschreibung: Gabi Blum von K&K – Bündniss Kunst und Kind München anlässlich des Parlamentarischen Frühstücks von fair share! Sichtbarkeit für Künstlerinnen e.V. im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, Berlin, am 27.09.2024