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Paulette Penje (D)

Kein Raum ohne Kollision

Paulette - Penje - Performance, diese Alliteration ist Programm. Denn die Berliner Künstlerin lebt Performance und begreift auch Malerei immer als Performance, da sie untrennbar mit dem Körper, dem sie umgebenden Raum verbunden ist...

Ausstellungsansicht von Kein Raum ohne Kollision

Paulette Penje beschreibt Malerei als eine Geste, die vom Körper weg-führt, eine Bewegungsspur, die sich auf einem Blatt oder Stoff materialisiert. Beizeiten dient ihr Körper gar als Leinwand, Pinsel und Farbe zugleich, wenn sie in Lick Pieces (2015-2022) wie eine Katze ihren Körper und ihre Kleidung ableckt. 

Körper – Farbe – Raum, wo fängt Malerei an, wo hört sie auf? Paulette Penje malt gern im Raum, sei es auf dem Boden ihres Ateliers oder mit Sprühfarbe am Himmel. Die Spuren dieser In-situ-Arbeiten verbleiben als Farbreste während einer Ausstellung im Raum. In der Regel wird die Performance aber auch per Video festgehalten, um fortan als Videoarbeit fortzubestehen.  

Konzept – Tanz – Improvisation, dies sind die zusätzlichen Koordinaten, zwischen denen Paulette Penje navigiert. So steht zu Beginn einer Arbeit stets eine von der Künstlerin erdachte Regel. Diese dient als konzeptuelles Gerüst, als fixe Struktur, die wiederum Orientierungspunkte für Improvisation bietet. Paulettes Vorgehensweise ist mit dem Tanz vergleichbar, bei dem Rhythmus und Grundschritte die Basis für freie Figuren darstellen. Auch wenn sich Paulette fragt, ob Improvisation überhaupt möglich ist, oder nur Illusion. 

Ping-Pong des Recycelns 

In ihrem Monat in Die schafft Paulette eine Serie abstrakter Bilder mit Öl auf Papier, die sich in Bewegung zu befinden scheinen und tatsächlich auf einer Choreographie basieren: Für die zwölf Blätter reproduziert die Künstlerin in Schwarz Linienverläufe, die sie aus der Performance Funny Isolations (2021/23) isoliert hat, um dann mit Farbe frei auf diese Vorgabe zu antworten. Die Arbeiten entstehen alle parallel, Farbton nach Farbton. Dabei verwertet Paulette stets all die auf die Palette gebrachte Farbe, quetscht den Pinsel teilweise auf dem Papier aus und verwendet auch die Waschflüssigkeit, wodurch ihre Malerei beizeiten ‘Lösungsmittelschatten’ erhält und an Werke von Helen Frankenthaler erinnert.

Diese neue Serie enthält neben Farbe auch einen QR-Code pro Arbeit, der das Publikum mit kurzen Video-Performances verlinkt, in der sich die Künstlerin an den ursprünglichen Formen und den daraus entstandenen Linien abarbeitet. Paulette experimentiert für diese Serie Heartlines mit Haar- und Rasierschaum, mit dem sie ihre Körperkonturen auf dem Boden nachzeichnet. Die Linien überlappen sich je nach Bewegung der Künstlerin oder werden von ihr in ‘Hausfrauenmanier‘ wieder weggeputzt, wobei erneut der Körper (Haare) als körperimmanentes Werkzeug benutzt wird.

Solche Momente, die die Rolle der Frau berühren, scheinen immer wieder im Werk von Paulette auf, wie sich auch Tattoos ihres Sohnes in die große in Die entstandene Malerei Mountain Baby eingeschlichen haben. Denn ein gewisses Maß an Humor und Selbstironie – selbst als Frau, als Mutter, als Künstlerin – ist eine letzte Konstante in Paulettes Arbeiten. cb

Mehr Infos zur Künstlerin: www.paulettepenje.com