Fu-Ho Tsai (TW)
Where the Horizon Softens
Fu-Ho Tsai ist eine taiwanesische Künstlerin, die mit Pflanzenfasern häkelt und Kunst auch als ein Mittel sieht, sich sozial zu engagieren. Das Häkeln von Pflanzenfasern stellt für sie nicht nur eine Form des Kunstschaffens dar, sondern auch einen Prozess der Selbstheilung und einen Weg, innere Wunden zu konfrontieren und künstlerische Reparaturen durchzuführen...Fu-Ho Tsai wendet sich in der Stille, die die Pandemie eine zeitlang generierte, natürlichen Materialien zu und beginnt, mit Pflanzenfasern zu häkeln. Stets in Resonanz mit der Natur, lässt sie den verwendeten Gräsern ihren Freiraum, zwingt ihnen keine feste Form auf, sondern unternimmt einen „taktilen Dialog“ zwischen ihren Händen und der natürlichen Welt. Fu-Ho Tsai wie auch Nicole Bianchet lösen in der Ausstellung Where the Horizon Softens Grenzen auf und hinterfragen die Dichotomie zwischen Mensch und Natur beziehungsweise Kunst und Natur.
Während ihrer Residenz in Frankreich portraitiert Nicole Bianchet die Natur aus nächster Nähe, was im Gegensatz zu ihren ansonsten horizontalen, großformatigen Landschaftsmalereien steht, die häufig einen weit entfernten Horizont enthalten. In Die arbeitet die Künstlerin in Augenhöhe mit den portraitierten Pflanzen und in ihren Fotografien scheint die Grenze zwischen Autorin und Sujet schließlich ganz zu verschwinden, wenn Schatten oder Spiegelung sich mit der Natur überlagern. Wir sind Natur. cbDer Horizont wird normalerweise als feste Linie gesehen – er trennt Himmel und Erde, das Selbst vom Anderen, Innen und Außen. In meiner Ausstellung dagegen wird der Horizont offen, flexibel und sanft.
Anhand von Gräsern und Naturfasern zeigen die ausgestellten Werke, was passiert, wenn Grenzen weicher werden. Kein Gefäß, keine Oberfläche und keine Form wird in eine konkret festgelegte Gestalt gezwungen. Vielmehr wachsen sie langsam durch den Rhythmus der Hände, das Gefühl des Körpers und den Charakter des Materials. Der Schaffensprozess ist eine natürliche Interaktion, ein leises Atmen zwischen Schöpfer und Materie.
Where the Horizon Softens lädt die BetrachterInnen in einen Raum ein, in dem Grenzen verschwimmen – zwischen Körper und Material, Natur und Kultur, Öffentlichkeit und Privatsphäre. Die Werke tragen die Erinnerung an Berührungen und die Vergänglichkeit von Pflanzen in sich und bieten Momente, über das Gleichgewicht zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit nachzudenken.
Hier ist der Horizont nicht länger eine Grenze, sondern eine Einladung, inne zu halten, wahrzunehmen und bei den sanften Verbindungen zu verweilen, die uns mit der Welt verbinden.
Fu-Ho Tsai, September 2025
